23. März 2023 | Sebastian Klauke
Seit 2016 erscheint monatlich die OXI, mit dem im Untertitel zur Geltung gebrachten Anspruch, Wirtschaft anders zu denken. Bislang lag sie seit 2017 dem nd bei, allerdings wurde dieses Arrangement mit der aktuellen März-Ausgabe der OXI beendet und sie ist nun, um zu überleben, darauf angewiesen, zügig mindestens 5.000 Abonnements zu erreichen. Es wäre der kleinen Redaktion rund um Chefredakteurin Karin Gerlof sehr zu wünschen, dieses Ziel alsbald zu erfüllen – anderenfalls bedeutet dies einen herben Verlust für die linke Publizistik, ist die OXI doch eine inhaltlich wie sprachlich qualitativ auf hohem Niveau befindliche und wertvolle, da Erkenntnis erweitertende Wirtschaftszeitung, die eine große Leserschaft verdient hat.
Jede Ausgabe ist wohl kuratiert einem Themenschwerpunkt gewidmet. Das hat den Vorteil, nicht unmittelbar tagesaktuellen Themen und Trends unterliegen zu müssen und einzelne Themen tiefgehender behandeln zu können als anderswo. Daneben gibt es einige feste Kolumnen. So konfrontiert Christiane Kliemann die Leser_innen mit scharfen Kommentierungen zu Fragen des (nicht)ökologischen alltäglichen Daseins in der kapitalistisch strukturierten Welt und all ihren Abgründen und Widersprüchen. Begleitet wird die Zeitung mit dem oxiblog, auf dem neben Artikeln aus der Zeitung regelmäßig Besprechungen und Analysen erscheinen. Die OXI ist zweifellos eine linke, kapitalismuskritische, durchaus auch dezidiert antikapitalistische Publikation, ohne dabei eine spezifische Linie zu verfolgen und sich hermetisch abzuriegeln, entsprechend breit ist das abgedeckte Spektrum. So kommen auch häufig heterodoxe Stimmen aus Wirtschaft und der akademischen Ökonomie zu Wort, neben marxistischen und auf Grundlage der Kritik der Politischen Ökonomie argumentierenden Beiträgen. Folgerichtig werden auch stets die gesellschaftlichen, politischen und geopolitischen Dimensionen der Wirtschaft analytisch mit einbezogen.
Es gelingt der Redaktion weitestgehend sicherzustellen, dass die verschiedenen Artikel in zugänglicher, unverrätselter Sprache verfasst sind. Der Horizont ist dabei global ausgerichtet, das Ganze der kapitalistischen Wirklichkeit gerät nie aus dem Blick, ebenso werden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft betrachtet. Das bisher abgedeckte Themenspektrum ist enorm und birgt vielerlei Überraschungen. Selbstverständlichkeiten werden des Öfteren infrage gestellt, der unmittelbare Horizont des eigenen Alltags und Erlebens mühelos durchbrochen. Das Spektrum der Artikel und ihre Form reicht von Analysen, Interviews und Darstellungen bis hin zu Rezensionen und kritischen Einwürfen.
Kurzum: die Zeitung ist allen zu empfehlen. Lest OXI, was auch rein digital ausgezeichnet möglich ist. Sie nicht mehr einmal im Monat lesen zu können, wäre ein schmerzhafter Verlust, der mit dem übrigen Angebot nicht zu kompensieren ist.
Sebastian Klauke ist Politikwissenschaftler und Soziologe aus Kiel.
URL: https://www.blickpunkt-wiso.de/post/die-oxi-eine-lesenswerte-linke-monatszeitung-braucht-unterstuetzung--2422.html | Gedruckt am: 05.12.2024