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miese-jobs.de Nachrichtenüberblick 17/2017

26. September 2017 | Markus Krüsemann

arbeit, Minijobs, Befristungen oder Niedriglöhne: Miese Jobs gibt es viel zu viele. Wir veröffentlichen in der Regel alle 14 Tage einen Überblick über Nachrichten und Berichte zu unsicheren und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen. Das Topthema dieser Ausgabe: Ungleichheit.

Die nächste Ausgabe dieses Nachrichtenüberblicks erscheint am Dienstag, dem 10.10.2017.

 

1] TOPTHEMA: UNGLEICHHEIT

Unter dem Label "soziale Gerechtigkeit" geisterte sie wie ein Irrlicht durch den müden Wahlkampf, die Ungleichheit. Ab und zu flammte der Versuch auf, sie zu einem zentralen Wahlthema zu machen. Vergeblich. Und das, obwohl große Teile der Bevölkerung in Befragungen sehr wohl ihre Sorge um die zu große Ungleichheit zum Ausdruck gebracht haben. Doch dank der auf Quoten schielenden Medien hat die AfD diesmal die Liste der bevorzugt zu behandelnden Wahlkampfthemen diktiert. Das hatte Folgen. Dabei ist die ökonomische und soziale Ungleichheit längst auf einem Niveau angekommen, das zu anderen Zeiten Parteien mit einem Programm gegen die Polarisierung der Gesellschaft uneingeschränkte mediale Aufmerksamkeit beschert hätte.

Prekäre Jobs, Niedriglöhne, Arbeitslosigkeit, Hartz IV, Armut auf der einen, sechsstellige Topgehälter und Managerboni, Kapitalrenditen, Vermögensvererbung auf der anderen Seite, dazwischen eine geschrumpfte Mittelschicht. Da liegt so viel im Argen. Kein Wunder, dass die Versuche der Privilegierten und Profiteure, das Problem zu leugnen oder klein zu reden, zahlreich sind. Dass sie damit den Ast, auf dem sie sitzen, absägen, dazu reicht der Weitblick nicht. Es besteht dringender Reformbedarf. Doch wie der Vorschlag zur Reduzierung der Ungleichheit zeigt, mangelt es (wieder mal) nicht an Strategien und Rezepten, es ist der politische Wille - den leider auch das eingelullte Wahlvolk hat vermissen lassen, wobei, die, die es besonders hart trifft, ja kaum noch wählen gehen. Und nein, Herr Peichel, in Deutschland wird eben längst nicht mehr genug umverteilt - obwohl, eigentlich doch: nach oben... Doch lesen Sie selbst.

Wohlstand nicht für alle

Der materielle Wohlstand in Deutschland ist so groß wie nie zuvor, die Wirtschaft wächst (...). Doch längst nicht alle Bürger profitieren vom stabilen Wirtschaftswachstum. Es werden immer häufiger Zweifel laut, ob das Versprechen der sozialen Marktwirtschaft „Wohlstand für alle“ noch gilt.

Dass die zunehmende Lohnungleichheit sich auf historisch hohem Niveau bewegt, stellt auch das Bundeswirtschaftsministerium in einem Faktenpapier vom August 2017 fest. Demnach waren die Löhne der unteren Einkommensschichten 2015 zum Teil sogar deutlich niedriger als 1995.

Quelle: Mittelbayerische.de vom 25.09.2017

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Sie nimmt zu, sie nimmt nicht zu. Die Ungleichheit.

Wenn es eine Begrifflichkeit gibt, die den Blutdruck vieler Diskussionsteilnehmer nach oben treibt, dann die Ungleichheit. Für die einen ist die zunehmende Ungleichheit ein zentrales gesellschaftliches Problem, gerade in Deutschland - die anderen verweisen darauf, dass es das gar nicht geben würde.

Dann muss man genau hinschauen. Reden wir über die Ungleichheit beim Haushaltseinkommen, das sich aus mehren Quellen speist? Oder schauen wir uns die Entwicklung der Löhne an, mit denen die Arbeitnehmer nach Hause kommen? Oder geht es gar nicht nur um die (laufenden) Einkommen, sondern um die Verteilung des vorhandenen Vermögens?

Quelle: Aktuelle-Sozialpolitik.de vom 21.09.2017

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Soziale Gerechtigkeit: Und keinen interessiert’s

Auf dem Höhepunkt des Schulz-Hypes legte sich die SPD auf ein vermeintliches Gewinnerthema fest: Soziale Gerechtigkeit. Doch das Thema wollte nicht zünden. Warum nur?

Gerechtigkeit ist den Wählern zwar durchaus wichtig, wie Umfragen zeigen. Aber erstens haben die Bürger eine unterschiedliche Vorstellung von Gerechtigkeit, zweitens ist das Gefühl der Menschen, dass es in Deutschland nicht gerecht zugeht, irgendwie diffus, und drittens gilt die SPD nicht unbedingt als unumstrittener Garant sozialer Gerechtigkeit.

Quelle: Südwest Presse online vom 20.09.2017

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Ist Ungleichheit ein Problem?

Sebastian Gechert, Experte am IMK für Makroökonomie und Einkommensentwicklung, hat drei Fragen zum Thema "Was tun gegen Ungleichheit?" beantwortet.

"Ungleichheit wird oft als unausweichliches Schicksal, verursacht durch externe Faktoren wie Globalisierung und technischen Fortschritt, beschrieben. Dies greift jedoch zu kurz. Viele politische Entscheidungen, wie die Ausweitung des Niedriglohnsektors, Beschränkungen des gesetzlichen Rentenniveaus, Einschränkungen öffentlicher Leistungen und Steuersenkungen für hohe Einkommen und Vermögen waren steuerbar und hatten auch ihren Anteil an der zunehmenden Ungleichheit."

Quelle: Onlineveröffentlichung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung

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Wirtschaftspolitik: Das Kreuz mit der Gerechtigkeit

Es ist eine zentrale Frage im Duell ums Kanzleramt: Wie gerecht geht es in Deutschland zu? Auch Wirtschaftsforscher haben an die Politik appelliert, stärker gegen die ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen vorzugehen. Doch die Parteien haben oft unterschiedliche Auffassungen davon, wie das umzusetzen ist.

Vor allem Linke und SPD bemängeln, dass Lohnzuwächse häufig hinter Kapitalrenditen und Firmengewinnen zurückbleiben. (...) „Die Reallöhne sind für viele Menschen gefallen, andererseits ballen sich große Reichtümer zusammen. Das schafft Verdruss, der sich politisch niederschlägt.

Quelle: FNP.de vom 19.09.2017

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Plan gegen Ungleichheit

Knapp eine Woche vor der Bundestagswahl haben Wirtschaftsforscher ein Programm gegen die ungleiche Verteilung von Vermögen und Einkommen vorgelegt. "Zu viel Ungleichheit belastet den gesellschaftlichen Zusammenhalt und stört die Wirtschaftsentwicklung", sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn.

Die Forscher schlagen nun ein Bündel von Maßnahmen vor, um ein weiteres Auseinanderdriften von Arm und Reich zu verhindern. Erster Punkt in ihrem Programm: Starke sollen sich stärker beteiligen. Konkret schlägt IMK-Direktor Horn vor, Steuer-Schlupflöcher zu schließen, den Steuersatz für Spitzenverdiener anzuheben, die Vermögensteuer wieder einzuführen und Unternehmenserben stärker zu besteuern.

Quelle: Süddeutsche.de vom 18.09.2017

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Politik muss Ungleichheit stärker bekämpfen

Für Wirtschaftsforscher steht fest: Die Politik tue zu wenig gegen Ungleichheit im Lande. Die Wissenschaftler schlagen ein Modell aus drei Säulen vor, damit die sozialen Unterschiede nicht noch größer werden.

Für die untere Einkommensgruppe sei etwa eine raschere Steigung des Mindestlohns nötig. Zudem müsse der Hartz-IV-Regelsatz „angemessen“ hoch sein und sich an der Mindestlohn-Anpassung orientieren.

Quelle: Handelsblatt online vom 18.09.2017

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Das sind die 15 wichtigsten politischen Probleme in Deutschland

Einwanderung und Integration sind für die Deutschen bei dieser Bundestagswahl mit großem Abstand das Thema Nummer eins. Das hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap ergeben.

Dagegen hat nun die Sorge um die Arbeitsplätze deutlich an Bedeutung verloren. (...) Doch zugleich rückt die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit zunehmend ins Bewusstsein der Wähler - und ist 2017 auf Rang zwei der dringenden Probleme (20 Prozent).

Quelle: Berliner Morgenpost online vom 18.09.2017

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Mehr Armut trotz Wachstums?

Die von Armut Bedrohten werden zwar mehr, aber sie werden nicht ärmer, erklärt Holger Lengfeld (...). Zwischen 1991 und 2015 haben die fünf Prozent der Ärmsten reale Verluste beim verfügbaren Einkommen erlitten, alle anderen aber haben Zugewinne verbucht.

Dies ist nur scheinbar ein Widerspruch zur Beobachtung, dass sich die Bruttolöhne auseinanderentwickelt haben. Denn der Sozialstaat sorgt durch Umverteilung dafür, dass sich die Schere (...) wieder weitgehend schließt. Dennoch verbleibt ein kleiner Spalt. Genau der ist für einen Teil des Anstiegs des Armutsrisikos verantwortlich.

Quelle: Tagesspiegel online vom 16.09.2017

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Und die Ungleichheit hat doch zugenommen

Der zweite Widerspruch ist die Behauptung, die atypische Beschäftigung hätte in Deutschland nicht zugenommen, gemeint sind Arbeitsplätze mit geringen Löhnen oder prekären Beschäftigungsverhältnissen.

Atypische Beschäftigungsverhältnisse haben für Menschen mit hohen Einkommen in der Tat abgenommen. Für Menschen mit mittleren und geringen Einkommen haben sie jedoch in den letzten 20 Jahren und seit 2005 zugenommen, wogegen reguläre Beschäftigungsverhältnisse in diesen Einkommenskategorien gesunken sind.

Quelle: Zeit online vom 15.09.2017

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"Die Leute schreien nach Veränderung"

Ungleichheit, reale oder auch nur gefühlte, treibt die Menschen auseinander, sie führt zu Frustration und sozialen Spannungen, sie ist auch eine Gefahr für ein funktionierendes demokratisches Miteinander. Immerhin für ein Viertel der Deutschen ist soziale Ungleichheit auch angesichts von Zukunftsängsten, Flüchtlingskrisen und Terror das wichtigste Wahlkampfthema.

In der Online-Abstimmung des SZ Democracy Labs war es sogar das wichtigste. Wir hatten Sie gebeten, aus zehn Themen fünf auszuwählen, die dringend diskutiert werden sollten. Fast die Hälfte aller Stimmen entfiel auf den Komplex "Soziale Ungleichheit: Wie wird Deutschland gerechter?"

Quelle: Süddeutsche.de vom 15.09.2017

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«In Deutschland wird genug umverteilt»

Geht es in Deutschland ungerecht zu, wie der Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten, Martin Schulz, behauptet? Dazu fragt man am besten einen Ökonomen, der sich intensiv mit der Messung von Ungleichheit befasst.

Andreas Peichl vom Ifo-Institut in München hat eine klare Antwort: Zwar seien die am Markt erzielten Einkommen in Deutschland ziemlich ungleich verteilt. Doch wenn man sich die verfügbaren Einkommen anschaue, also das, was die Haushalte ausgeben können, sei die Ungleichheit im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich.

Quelle: Neue Zürcher Zeitung online vom 15.09.2017

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Mieten für Großstädter kaum noch bezahlbar

Hohe Mieten tragen erheblich zur sozialen Ungleichheit in Deutschland bei. Das ist das Ergebnis einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Einkommensschwache Familien müssen in Großstädten rund 40 Prozent ihres Nettoeinkommens für das Wohnen ausgeben.

„Das Problem trägt zu einer Spaltung bei", sagt Veronika Rosenbohm, Vorstandsvorsitzende des Mieterbundes OWL. Die Belastung führe bei ärmeren Familien zu Mietrückständen und Räumungen. Sie würden in die Außenbereiche gedrängt.

Quelle: Neue Westfälische online vom 14.09.2017

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»Soziale Schieflage bei Wahlbeteiligung wird immer krasser«

Soziale Ungleichheit beeinflusst zunehmend die Wahlen, sagt der Detmolder Sozialwissenschaftler Robert Vehrkamp, der für die Bertelsmann Stiftung die Wahlbeteiligung in Deutschland erforscht. Er beobachtet eine wachsende soziale Spaltung:

Der typische Nichtwähler lebe in Wohnvierteln mit hoher Arbeitslosigkeit, Armut und niedriger Bildung. In solchen Vierteln wählten nur noch 30 Prozent der Bewohner, in gutbürgerlichen dagegen um die 80. »Wir reden nicht mehr über kleine Unterschiede, die soziale Schieflage wird immer krasser".

Quelle: neues deutschland online vom 14.09.2017

 

2] WEITERE BERICHTE

Wen betrifft Altersarmut?

Laut einer Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung wird im Jahr 2036 jeder fünfte Deutsche Rentner von Altersarmut bedroht sein. Was bedeutet, dass ihm statistisch gesehen jährlich weniger als 11.500 Euro pro Jahr zur Verfügung stehen.

Ursachen für diese Entwicklung werden zahlreiche genannt – in der Regel liegen sie in der Umstrukturierung des Arbeitsmarktes begründet. Kurzarbeit, Minijobs, Niedriglöhne: Damit müssen sich seit Mitte der 90er-Jahre schließlich immer mehr Menschen zufrieden geben.

Quelle: Leipziger Volkszeitung online vom 25.09.2017

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Der drohende Verlust der Würde

Mehrere Jahre war W. bei einer Arbeitnehmerüberlassung angestellt. (...) Für seine Tätigkeit (...) bekam er, wenn die vollen 35 Wochenstunden abgerufen wurden, 1260 Euro brutto im Monat. "(...) Mit einer würdevollen Arbeit, von der man einigermaßen leben kann, hat das nicht viel zu tun.

Die Würde kommt nicht nur wegen des Lohns abhanden. (...) „Man fühlt sich wie ein Mitarbeiter dritter Klasse, wie ein Mensch dritter Klasse. Die Selbstachtung nicht zu verlieren, fällt da schwer.“ Auch weil trotz Job eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben kaum möglich ist.

Quelle: Mittelbayerische.de vom 25.09.2017

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Mindestlohn hilft Minijobbern mehr als Vollzeit-Kräften

Von der Einführung des Mindestlohns Anfang 2015 haben Minijobber finanziell fast doppelt so stark profitiert wie Vollzeit-Beschäftigte. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Linken-Anfrage hervor.

Demnach stiegen die Nominallöhne - das ist der ausgezahlte Lohn ohne Berücksichtigung der Kaufkraft - von Minijobbern 2015 und 2016 um insgesamt 8,2 Prozent. Sie nahmen damit fast doppelt so schnell wie die Nominallöhne der Vollzeitbeschäftigten zu (plus 4,9 Prozent).

Quelle: RP online vom 23.09.2017

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Zeitarbeit erreicht Eine-Million-Marke

Die Zeitarbeit ist der Jobmotor Nummer eins in Deutschland. In diesen Tagen übersteigt die Belegschaft der etwa 11.000 Zeitarbeitsfirmen die Marke von einer Million Menschen, das sind doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren.

Es bleibt der Vorwurf, die Verleiher würden ihren Arbeitskräften »Hungerlöhne« zahlen. In der Tat verdient ein entliehener Arbeitnehmer im Schnitt nur 1842 Euro monatlich, das sind knapp 60 Prozent eines Durchschnittslohnes. Doch hat dies auch strukturelle Gründe.

Quelle: neues deutschland online vom 22.09.2017

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Studie: Junge Deutsche leben immer prekärer

Laut einer neuen Studie der Leeds University Business School beschreibt bereits jeder dritte Deutsche zwischen 18 und 30 Jahren seine Lebensumstände als prekär, über die Hälfte der 15 bis 24-Jährigen arbeitet unter „atypischen Arbeitsverhältnissen“, also ohne klassische Festanstellung.

Die Sache ist nur: So wirklich wahrhaben wollen das offenbar die Wenigsten, weswegen sie sich trotz ihrer geringen Einkünfte lieber mit der Mittelklasse identifizieren als mit „denen da unten“.

Quelle: jetzt.de vom 21.09.2017

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Nur 18 Prozent der Mini-Jobber sorgen für Alter vor

Nur 18 Prozent der Mini-Jobber im gewerblichen Bereich zahlen in die Rentenkasse ein. In Privathaushalten sind es sogar nur etwas über 14 Prozent. Das geht aus Angaben des Bundesarbeitsministeriums zu einer Anfrage (...) hervor.

Laut Pothmer verzichtet die Mehrheit der Minijobber nicht nur auf Rentenansprüche, sondern riskiert auch Nachteile etwa bei der Erwerbsminderungsrente, bei Kinderberücksichtigungszeiten oder beim Ansammeln von Beitragszeiten.

Quelle: NOZ.de vom 21.09.2017

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Metallindustrie unterläuft Regeln zu Leiharbeit

Seit April gelten neue Regeln, um Leiharbeiter zu schützen. Sie dürfen zum Beispiel nur noch 18 Monate lang in einem Unternehmen arbeiten. Doch große Teile der Metallbranche halten sich noch nicht daran und nutzen die Übergangsfrist aus.

Schon 13 regional geltende Tarifverträge erlauben Abweichungen von der gesetzlichen Regelung, wonach Leiharbeiter höchstens 18 Monate lang in einer Firma eingesetzt werden dürfen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor.

Quelle: NOZ.de vom 21.09.2017

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Zoll meldet mehr Verstöße gegen Mindestlohn

Wird der Mindestlohn von 8,84 Euro auch tatsächlich von allen Firmen gezahlt? Der Zoll hat im ersten Halbjahr 2017 die Zahl der unangekündigten Kontrollen deutlich erhöht - und deutlich mehr Lohndrücker ertappt.

Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" belief sich die Zahl der Verstöße demnach auf 2433 Fälle. In den ersten sechs Monate des Jahres 2016 waren es hingegen nur 1711 gewesen. Der Anstieg beträgt also gut 40 Prozent.

Quelle: Spiegel online vom 21.09.2017

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Grundsatzurteil: Mindestlohn für Nachtzuschläge und Feiertage

Die höchsten deutschen Arbeitsrichter stellten mit einem Urteil klar, dass für Nachtzuschläge, die nach dem tatsächlichen Stundenverdienst berechnet werden, der Mindestlohn als untere Basis gilt.

Auch für die Vergütung von Feiertagen sei der Mindestlohn fällig, entschied das Bundesarbeitsgericht in Erfurt. Für den Präzedenzfall sorgte eine sächsische Montagearbeiterin aus einer kleinen Kunststofftechnikfirma mit 80 Beschäftigten.

Quelle: N-TV.de vom 20.09.2017

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Immer mehr Arbeitnehmer arbeiten auch an Sonntagen

Immer mehr Arbeitnehmer arbeiten regelmäßig an Sonn- und Feiertagen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Frage der Grünen-Fraktion hervor.

Demnach stieg die Zahl der Erwerbstätigen, die ständig sonn- und feiertags arbeiten, 2016 um 5,2 Prozent gegenüber 2013 auf knapp 6,1 Millionen. Bei den abhängig Beschäftigten nahm sie um 7,3 Prozent auf knapp fünf Millionen zu.

Quelle: RP online vom 20.09.2017

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»Als Leiharbeiter ist man ziemlich rechtlos«

Daniel Grüneke ist Schiffbauer und seit knapp zehn Jahren unfreiwillig in der Leiharbeit. (...) "Viele Unternehmen setzen dauerhaft Leiharbeiter ein, zum Beispiel die Werften bei uns. Da stellt sich schon die Frage: Wie lange können »Auftragsspitzen« dauern?"

"Die Arbeitsagentur überhäuft mich zwar mit Angeboten, sobald ich mich dort wieder arbeitslos melde. Zu fast 100 Prozent kommen die aber von Leihfirmen. Ich bin gezwungen, diese Jobs anzunehmen, da das Amt mir sonst die Bezüge kürzt."

Quelle: junge Welt online vom 19.09.2017

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DGB warnt vor Anhebung der Minijobgrenze

CDU und FDP fordern eine Anhebung der Minijobgrenze von 450 Euro auf bis zu 550 Euro Monatsgehalt. (...) Der DGB steht diesen Plänen äußerst kritisch gegenüber:

Laut einer Berechnung des DGB wären von einer Anhebung der Minijobgrenze rund 500.000 ausschließlich geringfügig Beschäftigte betroffen. (...) Sie hätten zwar bei einer Anhebung der Verdienstgrenze einen höheren Netto-Monatslohn, würden aber gleichzeitig aus den sozialen Sicherungssystemen fallen.

Quelle: O-Ton-Arbeitsmarkt.de vom 19.09.2017

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Im Dienste von Europas Niedriglöhnern

Winter leitet die Hamburger Servicestelle für Arbeitnehmerfreizügigkeit. (...) Sie ringen um Gerechtigkeit für jene Menschen, die zum Arbeiten aus den ärmlichen Ecken der EU (...) gekommen sind und oft Dumpinglöhne sowie prekäre Lebensverhältnisse ertragen müssen.

Die Hamburgische Bürgerschaft beschloss 2011 die Eröffnung dieser Anlaufstelle, weil die ungeregelte Zuwanderung bulgarischer und rumänischer Arbeiter nicht mehr zu übersehen war. Sie dienten sich zu Niedrigpreisen an, am sogenannten Tagelöhnerstrich.

Quelle: Süddeutsche.de vom 17.09.2017

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Wie Altersarmut verhindert werden kann

Die Agenda 2010 hat Minijobs, Teilzeitarbeit, Leiharbeit und befristete Arbeitsverträge gefördert, mit der Behauptung, nur so könne man weniger Qualifizierte zu einem Job verhelfen und ihnen eine Chance für eine dauerhafte und besser bezahlte Beschäftigung geben. Genau das aber ist nicht eingetreten.

Die sinkende Arbeitslosigkeit wurde mit mehr prekären Arbeitsverhältnissen und geregelter Armut erkauft. Der Anteil der Niedriglohnempfänger an den Beschäftigten ist unverändert hoch. (...) Das wird zu wachsender Altersarmut führen.

Quelle: FR online vom 15.09.2017

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Zeitarbeiter haben wesentlich höhere Fehlzeiten

Während manche Zeitarbeit als tolle Lösung für flexible Arbeit sehen, erklärt die Techniker Krankenkasse (TK), welche negativen Auswirkungen sie auf die Beschäftigten hat: Zeitarbeiter haben höhere Fehlzeiten als regulär Beschäftigte:

Sie waren im Jahr 2016 im Durchschnitt 20,3 Tage krank – und das sind satte 5,6 Tage mehr als die Beschäftigten der übrigen Branchen mit 14,7 Tagen. Kein Wunder, denn die unsicheren Arbeitsverhältnisse stellen eine psychische Belastung dar, die auf die Gesundheit schlagen kann.

Quelle: Arbeitsschutz-Portal.de vom 14.09.2017

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Viele Osteuropäer sind "Aufstocker"

Die Quote der sogenannten Aufstocker unter den Hartz-IV-Beziehern aus Bulgarien und Rumänien sei mit 40,8 Prozent "auffallend hoch", heißt es in einem Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (...). Wichtigster Grund (...) sei ihre vergleichsweise geringe Bezahlung.

Die Annahme, dass viele Betroffene nur einer geringfügigen Beschäftigung oder einem Mini-Job nachgingen, um über diesen Weg ergänzende staatliche Hilfe zu erhalten, bestätige sich nicht. 65 Prozent aller erwerbsfähigen Bulgaren und Rumänen in Deutschland seien erwerbstätig, 55 Prozent von ihnen in einem sozialversicherungspflichtigen Job.

Quelle: RP online vom 13.09.2017

Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Göttinger Institut für Regionalforschung. Unter www.miese-jobs.de betreibt er ein Informationsportal zu atypischen und prekären Beschäftigungsformen.

URL: https://www.blickpunkt-wiso.de/post/miese-jobsde-nachrichtenueberblick-172017--2112.html   |   Gedruckt am: 19.04.2024